Keine halben Sachen
Dass man nach einem kurzen Studium der Chemie und einem langen der Architektur sowie nach mehreren Reisen durch die Welt Autorin von Kurzgeschichten und Romanen wird, ist ungewöhnlich. Ungewöhnlich war ebenso der Besuch der Autorin am 26. November 2019 am Dom-Gymnasium: Antje Herden las auf Einladung des Kulturvereins Modern Studio Freising e.V. im Rahmen des Literarischen Herbstes aus ihrem preisgekrönten Jugendroman „Keine halben Sachen“. Der Weg des fünfzehnjährigen Robin in den Drogenkonsum - begleitet von dem Jungen Leo, der eines Tages im Sommer auf einmal an seiner Seite ist, mal lockend, mal warnend, und immer wieder seltsam fehlend - , stieß bei den Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern auf Interesse.
Ebenso interessiert und bisweilen amüsiert folgten sie den Ausführungen der Autorin auf die Fragen im Anschluss an die Lesung. Bekannte Antje Herden anfangs freimütig, dass das ehrwürdige Gebäude der Schule für sie „etwas Gruseliges“ habe, so fand sie durch ihre unverblümte, direkte Art den Zugang zu der jungen Zuhörerschaft. Quellen der Inspiration beim Schreiben des Romans waren für sie Erfahrungsberichte von Jugendlichen im Internet, ebenso ihre Erfahrungen mit den eigenen Kindern und deren Freunden. Robins Mutter wiederum habe große Ähnlichkeit mit ihr. Das, was möglicherweise von manchen als lästig empfunden werde, das Lektorat, macht der in Darmstadt lebenden Autorin nach eigenem Bekunden „riesig großen Spaß“, empfinde sie doch die Anmerkungen als wertvolle Impulse, sich über die eigenen Grenzen hinwegzuheben. Die psychedelisch anmutende Gestaltung des Covers, auf die sie keinen Einfluss gehabt habe, gefalle ihr in Anspielung auf Robins LSD-Trip außerordentlich gut.
Antje Herden äußerte den Wunsch, nicht nur vor Jugendlichen aus ihrem Jugendroman zu lesen, sondern auch einmal vor Eltern, die oftmals nicht wahrhaben wollen, was ihre Kinder umtreibt. Ein Schreiben wider alle Ignoranz, Verständnis zeigend für die Neugier von Menschen, sich auszuprobieren, und eindeutig Stellung beziehend, dass für sie es schlimm sei, wenn Menschen ihr Leben an Drogen verlieren, einfach furchtbar, wenn Abhängigkeit hinzukomme, bei den klassischen Süchten, aber auch bei übersteigerter Selbstverliebtheit und Selbstbewunderung.
Am Ende der kurzweiligen Lesung dankte Ulrike Lewandowsky, Leiterin der Fachschaft Deutsch, der Autorin wie auch Irmgard Koch vom Kulturverein Modern Studio Freising e.V. für die Ermöglichung dieser Veranstaltung.