„Ihr werdet Ruhe finden für eure Seele“

Es ist eine besondere Tradition, die das Dom-Gymnasium seit vielen Jahrzehnten pflegt und die es kaum an anderen Schulen gibt: der ökumenische Gedenkgottesdienst für verstorbene Schüler und Lehrer, den die Schulgemeinschaft am ersten Dienstag nach den Allerheiligenferien im Mariendom feiert. Zu dieser Tradition gehört ebenfalls, dass hierzu bereits im Ruhestand befindliche Lehrerinnen und Lehrer sowie die ehemaligen Schulleiter – Oberstudiendirektor a.D. Hans Niedermayer und Oberstudiendirektor a.D. Alfons Strähhuber – eigens auf den Domberg kommen, um so ihre Verbundenheit mit dem Dom-Gymnasium zum Ausdruck zu bringen. Zur Tradition dieser Gedenkgottesdienste gehört ein Drittes: die inhaltliche Vorbereitung durch Wolfgang Illinger, dem Vorsitzenden des Vereins der Freunde des Dom-Gymnasiums, sowie die Beteiligung aktiver Schüler und Lehrer beim Sprechen der Texte und Gebete sowie beim Ministrantendienst. Dass mit Pfarrerin Christa Stegschuster und Diakon Klaus Klonowski sowie dem Organisten Simon Müller zusätzlich unterschiedliche Verbindungslinien zur Schule gegeben waren, verdeutlicht die Vielschichtigkeit von Beziehungen, die es an einer Schule gibt.
„Ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“ Dieser Satz aus dem Matthäusevangelium stand als Motto über dem Gottesdienst. Pfarrerin Christa Stegschuster beschrieb in ihrer Ansprache das persönliche Erleben des Gräberbesuchs ihrer Familie am Nachmittag des Allerheiligentages: ein trauriger Tag, an dem die Trauer über den Tod lieber Familienangehöriger an den Gesichtern abzulesen ist; zugleich auch ein hoffnungsvoller Tag, an dem der Wunsch, sich irgendwann und irgendwo wiederzusehen, spürbar wird, getragen von der Gewissheit, dass die Liebe stärker ist als der Tod. Sie ermutigte jeden dazu, nach Möglichkeiten zu suchen, die helfen, Ruhe zu finden für die eigene Seele: in der Natur, in der Gemeinschaft mit anderen, im Gebet.
Diakon Klaus Klonowski lud die Gottesdienstbesucher ein, auf ein Stückchen Holz das aufzuschreiben, was einen persönlich belastet und bedrückt. Nach dem Fürbittgebet trugen Schüler und Lehrer ihre beschrifteten Holzstückchen aus dem Dom hinaus zur Feuerschale nördlich des Domhofs. Dort wurden die Sorgen und Nöte Gott anvertraut und verbrannt. Sie stiegen als Flamme und Rauch zum Himmel auf. Die bemerkenswerte Ruhe, Andacht, Aufmerksamkeit und Konzentration während des gesamten Gottesdienstes zeigten, wie wertvoll solche Momente im Schulalltag sind, um Nahrung zu finden für die eigene Seele.